Mascha Kaléko: «In der fernsten der Fernen»
Zum zweiten Mal hüllt die Berliner Liedermacherin die zeitlose Lyrik von Mascha Kaléko in ein Folk-Pop-Kleid. Mancher Satz wirkt grauenhaft aktuell. «Wir haben keine andere Zeit als diese, die uns betrübt mit halb gefüllter Scham», singt Dota, bevor Dirk von Lowtzows Grummelbass einsetzt: «Wir wurden alt, bevor wir jung gewesen / Unser Leben ist ein Nochnichtsterben.» Mascha Kalékos Lyrik war lange vergessen, bevor sie von der Berliner Liedermacherin Dota, die einst als strassenmusizierende Kleingeldprinzessin zu erstem Ruhm gekommen war, wiederentdeckt wurde. Schon 2020 vertonte sie, unterstützt von Hannes Wader, Konstantin Wecker und anderen, Gedichte der 1975 verstorbenen Kaléko. Ihre Band wählt auch auf dem Nachfolger «In der fernsten der Fernen» einen sehr warmen, aber vor allem unaufdringlichen Folk-Pop-Sound, der die Worte in den Mittelpunkt rückt, gelten und schillern lässt. Und Platz gibt den vielen verschiedenen Stimmen, denn wieder drängeln sich die prominenten Namen: neben dem Tocotronic-Vorsitzenden sind das Gisbert zu Knyphausen, Malonda, Sarah Lesch oder Funny van Dannen, aber auch die Komikerin Anna Mateur. Die darf zum Auftakt «Das Mögliche» sprechsingen: «Selbst das Unmögliche ist mir gelungen, aber das Mögliche schaffe ich nicht.» Ja, das klingt wie ein Stossseufzer der Generation Z, so anschlussfähig ist Kaléko, die mit ihrer leise spöttischen, aber sehr hiesigen Grossstadtlyrik Erfolge feierte in der Weimarer Republik, bevor sie als Jüdin von den Nazis verboten wurde, noch heute.