"Accabadora" von Michela Murgia
Lesetipp von Anne-Lise Hilty
Als Maria sechs Jahre alt ist, gibt ihre Mutter die jüngste Tochter der alleinstehenden "Tzia" Bonaria in Obhut, wie es damals Brauch war in Sardinien. So wurden arme, kinderreiche Familien entlastet. Maria hat nun ein eigenes Zimmer, ungewohnt viel Platz und jemanden, der sie wichtig ist und die ihr Raum und Zeit lässt, um zu wachsen. Irgendeinmal entdeckt Maria, dass Bonaria zuweilen nachts abgeholt wird und einige Stunden wegbleibt. Sie spürt, dass sie nicht fragen soll. Das Geheimnis umhüllt die alte Frau wie ihre schwarzen Kleider, während das Mädchen zur Jugendlichen und zur Frau heranwächst. Erst spät entdeckt Maria die ganze Wahrheit: Bonaria hilft Sterbenden in den Tod, wie eine Hebamme einem Kind ins Leben.
Unerwartet stellt uns dieser fesselnde Roman über eine archaische Welt vor brandaktuelle Fragen. In seiner einnehmend einfachen Sprache rührt er an zeitlose, universelle Themen.
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